Oder kurz: Alles, was mit Prozessen und Abläufen zu tun hat, liegt in der Verantwortung des Scrum Masters. An der eigentlichen Projektarbeit ist der Scrum Master nicht bzw. kaum beteiligt.
Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Scrum Master und Product Owner zu verstehen. Beide haben eine “leitende” Funktion, aber ihre Aufgabenbereiche sind grundverschieden. Einfach gesagt: Während du den Product Owner fragen würdest: “Was sind die Ziele des aktuellen Sprints?”, würdest du den Scrum Master fragen: “Wie lange dauert der aktuelle Sprint noch?”. Inhalte vs. Prozesse. Soweit klar?
Team/Developer
Die Developer oder “Entwickler:innen” sind schließlich der Kern eines Scrum-Teams. Sie kümmern sich um die operative Arbeit und “schrauben” am Projekt.
Obwohl sie “Entwickler:innen” heißen, müssen sie nicht zwangsläufig etwas mit Software am Hut haben. Auch Mitarbeiter:innen aus dem Marketing, dem Design oder aus anderen Bereichen gehören in ein Scrum-Team – sofern ihre Kompetenzen für den Projekterfolg gebraucht werden.
In unserem Beispiel übernehmen die beiden Entwickler:innen Steve und Mattis sowie die Grafikerin Wiebke die Rolle der Developer. Sie werden dafür zuständig sein, die neuen Features für den Online-Shop zu programmieren und ggf. Anpassungen am Design der Page vorzunehmen, wo nötig. Sie arbeiten also direkt am Projekt.
Ein Scrum-Team ist immer unabhängig und selbstorganisiert!
Input und Beratung von außen sind zwar nicht unerwünscht – sollten aber nicht Voraussetzung für eine erfolgreiche Projektarbeit sein.
Eine mehr oder weniger lose Regel: Bei der Auswahl eines Scrum-Teams sind Teammitglieder mit breitgefächerten Kenntnissen Spezialist:innen vorzuziehen. Wer zu stark spezialisiert ist, kann nur in seinem Bereich etwas beitragen. Aber das ist natürlich von Projekt zu Projekt unterschiedlich und oft ist Spezialwissen ja auch nötig. Dann muss bei der Teamzusammenstellung geschaut werden, wie man dieses Wissen einbringt.
2. Projektanforderungen definieren und Product Backlog anlegen
Das Product-Backlog ist eine Liste mit allen Punkten, die für das Projekt erfüllt sein müssen.
Sehr vereinfacht gesagt, kannst du dir das Product Backlog wie eine Art Must-have-Liste vorstellen. Hier stehen also alle Anforderungen, die das Management oder deine Kund:innen an das fertige Produkt, die Software oder App oder ganze einfach den Outcome des Projekts setzen.
Jede dieser Anforderungen ist ein “Item” im Product Backlog. Das kann vielleicht ein Feature sein, das die Software unbedingt haben soll.
Alles, was im Product Backlog steht, ist wichtig. Aber einige “Items” sind wichtiger als andere. Gewisse “must haves” sind nicht verhandelbar, bei einigen “nice to haves” hast du mehr Spielraum. Relevant ist nur, dass das Product Backlog definiert, wann das Projekt abgeschlossen ist – nämlich, wenn alle Anforderungen erfüllt sind und die Stakeholder mit dem Outcome zufrieden sind.
Schauen wir uns das im Detail an:
Wer erstellt das Product Backlog? Grundsätzlich fällt das Product Backlog in die Zuständigkeit des Product Owners. In Abstimmung mit den Stakeholdern definiert er, welche Items im Product Backlog stehen und welche Priorität sie haben. Bei Bedarf kann der Product Owner aber Teile des Teams zur Beratung hinzuziehen – z.B. bei technischen Fragen, die eine weitere Einschätzung benötigen.
Was steht im Product Backlog? Ein Product Backlog ist eine priorisierte Liste von Anforderungen, die das Projektergebnis erfüllen muss. Jeder Eintrag im Product Backlog steht also für eine zu erfüllende Anforderung. Wie diese genau hinterlegt wird, ist dir überlassen. Es kann bereits eine konkrete Aufgabe sein, oder ein grober Wunsch der Stakeholder. Wichtig ist nur, dass das Entwicklerteam alle “Items” verstehen und umsetzen kann.
Bezogen auf unser Beispiel könnte ein Product Backlog Item also beispielsweise ein neues Warenkorb-Feature sein, das es Shop-Besucher:innen ermöglicht, gefundene Artikel zunächst abzuspeichern. Aufgabe des Teams ist es dann, im Sprint Planning eine eigene Schätzung abzugeben, wie viel Aufwand die Umsetzung des Items erfordert. Was ein Sprint Planning genau ist und wie es abläuft, erfährst du im nächsten Schritt.
Was ist das Ergebnis? Eine klare Vision des fertigen Produkts bzw. des Projekt-Outcomes. So gesehen eine Liste von Anforderungen, die erfüllt werden müssen, priorisiert von oben nach unten. Ganz oben stehen die wichtigsten “must haves”, weiter unten die Punkte, die ggf. noch verhandelbar sind. Ziel: Das Team muss durch einen einzigen Blick auf das Product Backlog verstehen, wie das Ergebnis aussehen soll.
In unserem Beispiel-Projekt ist der Relaunch eines Onlineshops für den Anbieter Anime24 geplant. Ziel des Projektes ist die Implementierung der erwähnten Warenkorb-Features und neuer Komfortfunktionen für Kund:innen. Dazu gehören hinterlegte Zahlungsdaten, Express- sowie Gast-Checkouts und Userprofile. Weil die Warenkorbfunktion die wichtigste Neuerung darstellt, steht sie ganz oben im Produkt Backlog. Danach folgen die Zahlungsdaten, während der Gast-Checkout nur eine nachgeordnete Priorität hat und ganz zum Schluss umgesetzt werden soll.
Wie ein Product Backlog für unser konkretes Beispiel aussehen könnte, siehst du hier:
So könnte das Product Backlog für die Überarbeitung eines Onlineshops aussehen
Screenshot: trusted.de
Quelle: monday.com
Können Einträge im Product Backlog geändert werden? Ja. Das Product Backlog ist “lebendig” und kann jederzeit durch den Product Owner angepasst werden. Wichtig ist, dass die Veränderungen verständlich und transparent sind. Außerdem kann der Product Owner die Priorisierung einzelner Items verändern, beispielsweise wenn die Stakeholder ein entsprechendes Feedback geben.
Es kann immer vorkommen, dass sich die Anforderungen an ein Produkt verändern, hier muss dann der Product Owner natürlich entsprechend reagieren. Das Product Backlog bietet diesen Spielraum.
Ist das Product Backlog fertig, kann es mit der Projektarbeit losgehen. Der erste “Sprint” wird geplant!
Vorher aber noch kurz ein paar wichtige Begriffe im Zusammenhang mit dem Product Backlog:
Das Product Goal ist Teil des Product Backlogs und steht für das übergeordnete Ziel einer Produktentwicklung. Ohne zu detailliert zu sein, muss das Product Goal dennoch einige Merkmale beschreiben. Was wird mit dem Produkt an positiven Veränderungen erreicht? Welche Wertigkeit in Bezug auf den Nutzen hat das Produkt? Daneben sind Begrenzungen, also beispielsweise Zielgruppen, Kunden und Stakeholder wichtig. Verantwortlich für das Produktziel ist der Product Owner.
Die Definition of Ready (kurz DoR) beschreibt Items des Product Backlogs, die so weit ausgearbeitet und beschrieben sind, dass sie bereit sind, in das Sprint Backlog als konkrete Arbeitsanweisung übernommen zu werden. Damit stellt die Definition of Ready sicher, dass alle Anforderungen bekannt sind und das Entwicklerteam während des Sprints keine Unklarheiten mehr ausräumen muss. Die DoR soll also verhindern, dass der Arbeitsfluss während des Sprints unterbrochen wird.
3. Sprint Planning durchführen
Im Sprint Planning legt das Team fest, welche Anforderungen des Product Backlogs im nächsten “Sprint” – also in den nächsten 1 bis 4 Wochen – erledigt werden sollen. Dabei legst du im Meeting mit dem Team konkrete Ziele fest und definierst, wie diese Ziele erreicht werden können. Digital oder persönlich ist dabei eigentlich egal. Wichtig ist nur, dass alle Projektbeteiligten am Start sind.
Das Ergebnis der Planung ist das Sprint Backlog; eine To-do-Liste für die nächsten Schritte.
Das klingt komplexer, als es eigentlich ist. Schauen wir uns mal an, wie so eine Sprint-Planung konkret abläuft:
Wer ist beteiligt? Alle; das heißt: der Product Owner, der Scrum Master und alle Mitglieder des Development-Teams. Der Product Owner definiert das gewünschte Ergebnis des nächsten Sprints, das Team diskutiert die dazu nötigen Aufgaben und der Scrum Master hält alles in geordneten Bahnen.
Warum ausgerechnet 2 Wochen?
Das ist nur ein grober Richtwert, der sich aber in vielen Teams durchgesetzt hat. 2 Wochen sind eine überschaubare und planbare Zeit. Die Kurzfristigkeit wirkt motivierend, mögliche Projektbremsen werden früher erkannt. Außerdem steht das ganze Team so regelmäßig im Austausch. Die exakte Zeit ist nicht in Stein gemeißelt; kleinere Teams können auch längere Sprints planen. Recht viel länger als 1 Monat sollte ein Sprint aber nie sein.
Was wird geplant? Für den Sprint nimmst du dir die Punkte aus dem Product Backlog vor, die du in den nächsten 1 bis 4 Wochen mit deinem Team erreichen willst bzw. erreichen kannst. Das kann ein konkretes Teilergebnis des Projekts sein; es können aber auch Aufgaben sein, die vorbereitend für spätere Tasks erledigt werden müssen.
Während des Sprints arbeitet das Projektteam nur an diesen Tasks, nicht an anderen Punkten des Product Backlogs. Deswegen sind Sprints auch so kurz angelegt; meistens sind es 2 Wochen. Das erlaubt es deinem Team, mit “Laser Focus” an den Zielen zu arbeiten.
In der ersten Sprint-Planung eines neuen Projekts geht es auch darum, dem Team das fertige Product Backlog vorzustellen und sie auf die “Vision” des fertigen Projekts einzuschwören.
Wie wird geplant? Im Grunde ist eine Sprint-Planung eine Verhandlung. Der Product Owner kann zwar – auf Basis des Product Backlog – vorgeben, welches Ziel erreicht werden soll. Aber letztlich muss das Team beurteilen, ob das Ziel realistisch ist und was dafür nötig ist. Dabei kann (und soll) jedes Teammitglied Input geben. Auch die Ergebnisse des letzten Sprints und das bisherige Feedback der Stakeholder sind wichtig!
Bei der Planung von Zielen hältst du dich am besten an die SMART-Regel. Das heißt, deine einzelnen Ziele sind “specific” (spezifisch), “measurable” (messbar), “achievable” (erreichbar), “relevant” und “time-bound” – also zeitlich umrissen, mit klaren Deadlines.
Eine meiner Lieblingsmethoden für die Sprint-Planung ist das “Planning Poker”. Das zeige ich dir später noch im Detail, aber im Grunde läuft das so, dass alle im Team unabhängig voneinander einschätzen, wie schwierig eine Aufgabe umzusetzen ist. Das kann helfen, Diskussionen in Gang zu bringen und Input aus dem Team “herauszukitzeln”. Oder mögliche Stolpersteine zu erkennen. So etwas zu nutzen ist aber kein Muss.
Was ist das Ergebnis? Der fertige Sprint Backlog enthält die Aufgaben und Ziele der kommenden Wochen und ist die Basis für das Scrum-Board. Ab jetzt kann dein Team anfangen, am Projekt zu arbeiten.
Ergebnisse und Probleme während des Sprints werden festgehalten und am Ende in der Sprint Review (siehe unten) diskutiert. So kannst du, wenn dein Team während des Sprints auf Probleme stößt, im nächsten Sprint darauf reagieren. Oder hast (wenn alles glattläuft) ein Teilergebnis, das du an deine Stakeholder kommunizieren kannst.
Wie sieht ein Sprint Backlog aus? Ein Sprint Backlog kann so ziemlich alles sein; handschriftliche Notizen, ein Word-Dokument, eine Mindmap oder ein Whiteboard. Für die bessere Übersicht sollte der Scrum Master das Backlog nach der Planung trotzdem in eine saubere Form gießen. Dafür kann eine Excel-Tabelle herhalten; noch besser ist ein Projektmanagement-Tool mit Kanban-Board.
Immer noch zu abstrakt? Kein Problem; hier mal ein beispielhaftes Sprint Backlog, wie wir es für unser Beispiel-Projekt “Website-Relaunch” hätten anlegen können:
Für den ersten Sprint bei trusted Webdesignz stet das Warenkorb-Feature im Vordergrund. Die Anforderungen sind klar und stammen aus dem Product Backlog: Kund:innen von Anime24 sollen in Zukunft einzelne Artikel dem Warenkorb hinzufügen und wieder entnehmen können. Das erfordert ein passendes Design für die Checkout-Seiten, die Planung der Datenbank-Tabelle, die Entwicklung des nötigen Codes, die Implementierung und eine Testphase des neuen Features. All diese Tasks bilden zusammen den Sprint Backlog des ersten Sprints.
Ein wichtiger Begriff, den du im Zusammenhang mit den Sprints kennen solltest:
Ein Sprint Goal beschreibt das zum Ende eines Sprint-Zyklus durch das Scrum-Team zu erreichende Ergebnis. Das Ziel wird durch den Product Owner definiert, der hierbei darauf achten sollte, dass jedes Sprint Goal spezifisch und messbar ist. Außerdem hat das Scrum-Team ein allgemeines Mitspracherecht und muss die vorgegebenen Ziele akzeptieren. Damit soll erreicht werden, dass Ziele auch erreichbar sind.
4. Aufgaben verteilen und Scrum-Board aufsetzen
Das Scrum-Board (oder Scrum-Taskboard) ist eines der wichtigsten Instrumente des Scrum-Teams. Es gibt Auskunft über den aktuellen Stand eines Sprints und listet alle Sprint-Backlogs nach Arbeitsstand und Status.
In der ersten Spalte stehen die User Storys, also konkrete Anforderungen an das Produkt, aus denen Aufgaben für das Entwicklerteam abgeleitet werden. Diese To-dos stehen in der zweiten Spalte und werden (analog zu Kanban-Boards) je nach Status weiter nach rechts verschoben:
- In Planung (To do)
- In Arbeit (Doing)
- Im Test (Verify)
- Abgeschlossen (Done)
Erst, nachdem ein Task getestet bzw. geprüft oder abgesegnet wurde, landet er in der Spalte “done” – und gilt damit als abgeschlossen.
Wichtig: Jedes Scrum-Team muss den Status “done” exakt definieren. Ziel sollte es sein, dass jede erledigte Aufgabe als Teilprodukt (oder “Increment”) den Stakeholdern präsentiert und ausgeliefert werden kann. Das bedeutet: Jedes “Increment” soll voll einsatzfähig und kundentauglich sein.
Wie ein Scrum-Board für unser Beispielprojekt aussehen könnte, siehst du hier:
So könnte ein Sprint Backlog für unser Beispiel-Projekt aussehen
Screenshot: trusted.de
Quelle: monday.com
Im Beispiel siehst du die Userstory “Artikel im Warenkorb hinterlegen”. In der Sprint-Planung wurden für diese Anforderung schon alle nötigen Tasks geplant, die nun als einzelne “Tickets” oder “Karten” auf dem Board verteilt werden. Gleichzeitig wird definiert, wer für welche Aufgabe zuständig ist. So sehen alle im Team, wo die Verantwortlichkeiten liegen und was jeder einzelne zu tun hat.
Übrigens: Viele Scrum-Teams arbeiten mit einer Art “Informationszentrale”. Das kann beispielsweise ein Meetingraum sein, der genügend Platz für Whiteboards und Pinnwände bietet. Hier lassen sich dann problemlos Mindmaps und Scrum-Boards aufstellen und anpinnen. Jedes Teammitglied kann sich selbstständig auf einen Blick informieren.
Diese Infozentrale lässt sich natürlich auch durch eine digitale PM-Software aufsetzen, was sich für Remote-Teams besser eignet und platzsparender ist. Hier hat jedes Team seine ganz eigenen Ansprüche und Vorlieben.
Ein paar wichtige Begriffe, die du zum Kanban-Board kennen solltest:
Eine User Story ist eine aus Kundensicht verfasste Anforderung an eine Software-Anwendung oder ein Produkt. Die User Story ist kurz und einfach in Alltagssprache gehalten und soll ein Kundenbedürfnis an einem Produkt beschreiben. Dieses Kundenbedürfnis dient als Diskussions- und Arbeitsgrundlage für das Scrum-Team, das daraus dann konkrete Funktionen und Fähigkeiten ableitet und umsetzt.
Jede User Story steht zwar für eine Anforderung; jedoch können einzelne User Storys ganz unterschiedlich sein, was den Aufwand in der Umsetzung angeht. Damit Scrum-Teams besser bewerten können, wie viel Entwicklungsaufwand hinter einer User Story steckt, kannst du beim Anlegen deines Scrum-Boards “Story Points” vergeben. Stell sie dir als Maßeinheit vor, um Relevanz, Komplexität, Zeiteinsatz und Risiko einer User Story abzuschätzen.
Die Definition of Done (oder DoD) ist ein gemeinsames Verständnis des Scrum-Teams, wann eine Arbeit als erledigt gilt. Die DoD ist zwar im offiziellen Scrum-Guide definiert und hinterlegt, wichtig ist aber, dass sich jedes Scrum-Team auf eine Definition einigt, die den Anforderungen des Projektes gerecht wird. Mit der Definition of Done soll sichergestellt werden, dass Product Increments tatsächlich auch abgeschlossen und fertig (“done”) sind. De DoD hilft also, Nacharbeiten zu vermeiden.
Ist das Scrum-Board aufgesetzt, geht es an die Projektarbeit. Das heißt: Jetzt endlich verlässt das Team die graue Theorie und macht sich an die Arbeit, die geplanten Aufgaben umzusetzen. Der Sprint beginnt. Innerhalb der nächsten Wochen wird das Team fokussiert an den geplanten Tasks arbeiten und sich in “Daily Scrums” regelmäßig dazu austauschen.
5. Tägliche Abstimmung im Daily Scrum
Wie der Name schon verrät, ist der Daily Scrum ein täglich stattfindendes Meeting des Scrum-Teams. Es dient der Team-Synchronisation, dem allgemeinen Austausch und der Koordination von Aufgaben.
Wer nimmt am Daily Scrum teil? Am Meeting nehmen das gesamte Developer-Team und der Scrum Master teil. Je nach Möglichkeit und Bedarf kann auch der Product Owner hinzugezogen werden – er muss aber nicht täglich erscheinen.
Was wird besprochen? Der Daily Scrum funktioniert wie eine tägliche Besprechung der anstehenden Aufgaben. Aktuelle Fortschritte können so verfolgt und etwaige Probleme frühzeitig erkannt werden. So kann jedes Teammitglied seine Arbeit mit dem gesamten Team abstimmen und ist auf dem aktuellen Stand. Insgesamt soll das tägliche Meeting die Selbstorganisation des Teams stärken und die Zusammenarbeit verbessern.
Während der Daily Scrums können z.B. Tasks im Scrum Board verschoben werden. Außerdem kannst du hier in deinem Team Probleme besprechen, die während der Projektarbeit aufgetreten sind. Wenn sich ein Task verzögert, mehr Ressourcen verbraucht, als vorgesehen oder komplett blockiert wird, hat das ganze Team die Probleme auf dem Schirm. Es kann sie dann ausräumen oder auf die Agenda für den nächsten Sprint setzen.
Wie lange dauert ein Daily Scrum? Die vorgesehene Timebox für das Daily Scrum liegt bei 15 Minuten und sollte die angesetzte Zeit nicht überschreiten.
Im ersten Daily Scrum sind Steve, Mattis und Wiebke anwesend, um die anstehenden Aufgaben zu besprechen und sich abzustimmen. Naomi moderiert das Meeting. Steve und Mattis sind mit ihren Aufgaben on track; sie sind gut gelaunt und scherzen. Naomi ruft die beiden höflich zur Ordnung, damit auch Wiebke ihre Ergebnisse noch teilen kann, ohne die Timebox zu sprengen. Tatsächlich hat Wiebke ein Problem. Ihr Mockup der Checkout-Page dauert länger, als geplant, da eine Anforderung an das Design unklar formuliert war. Das könnte Steve und Mattis später im Sprint in ihren Aufgaben blockieren; noch ist das Sprintziel aber nicht ernsthaft gefährdet. Nach 15 Minuten endet das Meeting und das Team macht sich wieder an die Arbeit. Naomi wird sich nun mit dem Product Owner Robert abstimmen und ihn zum nächsten Daily Scrum einladen, damit er sich einen Überblick verschaffen kann. Er wird dann ggf. die Anforderungen im Backlog präzisieren – oder im Zweifel noch einmal Rücksprache mit Anime24 halten.
6. Ergebnisse im Sprint Review prüfen
Am Ende eines Sprints – also nach 1 bis 4 Wochen Arbeit – endet der Sprint und die Sprint Review findet statt.
Im Grunde ist das eine Abnahme für alles, was während des Sprints passiert ist. Die Developer stellen ihre Ergebnisse dem Product Owner vor, der sie begutachtet und anhand der Anforderungen überprüft.
Wie läuft das konkret ab?
Wer ist bei der Sprint Review dabei? Auch hier ist wieder das gesamte Team anwesend, damit sich alle zu den Ergebnissen austauschen können. Stakeholder müssen nicht unbedingt dabei sein; im Sinne der Kundenzufriedenheit und Transparenz sind sie aber stets willkommen und werden bei Bedarf vom Product Owner rechtzeitig eingeladen.
Was wird in der Sprint Review besprochen? Hier werden nur Ergebnisse vorgestellt und Feedback eingeholt – vom Product Owner und/oder von den Stakeholdern. Sollten die Ergebnisse nicht den Anforderungen entsprechen, bekommt das Team eine entsprechende Rückmeldung und kann im nächsten Sprint die Fehler beseitigen oder Korrekturen vornehmen.
Diese kurze Iteration ist der große Vorteil von Scrum, denn: Durch die kurzen Zyklen und die ständige Möglichkeit zur Anpassung ist ein Projekt niemals in Gänze in Gefahr. Das ständige Hamsterrad aus Entwicklung, Prüfung und Abnahme ermöglicht es deinem Team, blitzschnell auf neue Bedingungen zu reagieren.
Die Sprint Review kann – muss aber nicht – den Abschluss eines Projekts markieren. Wenn alle Items des Backlogs umgesetzt wurden und das Ergebnis den Anforderungen entspricht, ist das Projekt an dieser Stelle abgeschlossen. Die Stakeholder erhalten den Outcome, dein Team kann sich auf das nächste Projekt stürzen.
Falls noch nicht alle Anforderungen umgesetzt wurden, folgt nach dem ersten der zweite Sprint und dann der dritte und vierte … solange, bis das Projektergebnis alle Anforderungen erfüllt.
In unserem Beispiel:
Das fertige und intern bereits geprüfte Warenkorb-Feature wird während der Sprint-Review dem Product Owner Robert vorgestellt. Auch Ayla, eine Vertreterin von Anime24, ist mit dabei, um sich die Funktion vorführen zu lassen und sich die neue Checkout-Page anzuschauen. Alles läuft glatt; das neue Feature funktioniert und kann ausgespielt werden. Ayla macht noch ein paar Verbesserungsvorschläge am Aufbau und der Farbgebung der neuen Page, die das Team in den nächsten Sprint mitnehmen kann. Wiebke wird sich dann um die nötigen Änderungen kümmern.
Du siehst, Scrum funktioniert nur dank ständiger Kommunikation, Transparenz und Anpassungsfähigkeit. Das Ende eines Sprints markiert immer den Anfang des nächsten und alle Erfahrungen des ersten Zyklus gehen in den zweiten ein. Eigentlich easy, oder?
Bevor du allerdings komplett die Waffen niederlegen kannst, gibt es noch einen fixen Termin, den du beachten solltest: Die Sprint Retrospective.
7. Prozesse durch die Sprint Retrospective optimieren
Nach der Sprint Review folgt die “Sprint Retrospective”. Auch das ist ein festes Meeting in jedem Scrum-Prozess und quasi eine Art “Nachbesprechung”; gleichzeitig aber auch der Startschuss für den nächsten Sprint. Sprint Retrospective und Sprint Planning werden deshalb oft auch direkt “hintereinander” geplant.
Aber halt, wirst du jetzt sagen: Ein zweites Meetings für den Abschluss? Hätte nicht auch eines gereicht?
Schauen wir’s uns an:
Wer ist an der Sprint Retrospective beteiligt? Hier kommen das Entwicklerteam und der Scrum Master zusammen und besprechen den Ablauf des letzten Sprints. Der Product Owner und die Stakeholder sind (in der Regel) nicht mit dabei – was schon einmal einen Unterschied zur “Sprint Review” markiert. Denn hier geht es primär um die Arbeit der Developer. Der Scrum Master leitet und moderiert das Ganze.
Was wird in der Retrospective besprochen? Das Team bespricht den letzten Sprint, besondere Vorkommnisse und positive sowie negative Aspekte der Projektarbeit. Während die Sprint Review also vor allem den Outcome des Projekts an sich im Blick hat, geht es in der Retrospective primär um die Verbesserung von Prozessen, Abläufen und Kommunikation.
Was ist das Ergebnis der Retrospective? Ziel soll es sein, Probleme zu ermitteln und den kommenden Sprint anhand der gewonnenen Erkenntnisse zu optimieren.
Im ersten Sprint gab es einige Erkenntnisse, die für die Planung des nächsten Sprints ausschlaggebend sein könnten. In einem der späteren Dailys hat sich herausgestellt, dass Steve und Mattis sich trotz Scrum-Board nicht richtig abgestimmt hatten, und parallel an der gleichen Aufgabe gearbeitet haben. Das Feature konnte zwar umgesetzt werden; trotzdem hat die Doppelbearbeitung Zeit gekostet. Unter anderen Bedingungen hätte das die Gefährdung des Sprint-Ziels bedeutet. Naomi erinnert die beiden daran, das Board als Instrument ernstzunehmen und zu nutzen und zeigt ihnen noch einmal, wie sie Verantwortlichkeiten im Board einstellen können. So hat das Team für den nächsten Sprint eine wertvolle Lektion gelernt. Alle gehen voller Elan in die weitere Planung.
So; jetzt weißt du, wie die Planung eines Scrum-Zyklus funktioniert und wie du Projekte in deinem Team mit Scrum planen kannst.
Eigentlich hättest du damit schon alles, um loszulegen. Trotzdem solltest du hier noch nicht Schluss machen, denn ich habe noch einige coole Tipps und Hintergrundinfos für dich, die dir auf deiner Scrum-Reise mit Sicherheit nützlich sein werden: