Nach meiner Einschätzung ist das auch die große Stärke des Cloud-Speichers. Proton Drive fühlt sich wie ein Datentresor an, nur eben mit Cloud-Komfort. Das passt besonders gut für private Dokumente wie Verträge und Finanzunterlagen, persönliche Fotos/Videos oder sensible Arbeitsunterlagen, die du nicht in den “klassischen” Clouds ablegen würdest. Oder ganz konkret: Proton Drive positioniert sich als datenschutzkonforme Alternative zu Google Drive.

Das klappt auch ganz gut; ähnlich wie Google Drive liefert auch Proton Drive einen kostenlosen Grundspeicher (hier 5 GB statt 15 GB wie bei Google) und hat auch einen eigenen integrierten Dokumenten-Editor am Start. Der ist aktuell allerdings auf reine Textdokumente und (neu) Tabellen beschränkt; Präsentationen, Zeichnungen und Co. lassen sich in Proton Drive (noch) nicht erstellen. Die Features für die digitale Zusammenarbeit und das File Sharing sind ebenfalls eingeschränkt. Für echte Team-Workflows fehlt noch einiges – zum Beispiel gemeinsame Team-Ordner, fein granulare Rollenmodelle oder Upload-Links („Dateianfragen“).

Dafür glänzt Proton mit seinen diversen Special- und Zusatzfeatures. Wer nur den Cloud-Speicher nutzen will, kann das natürlich tun – verpasst dann aber einiges, denn Proton hat neben seinem “Drive” auch noch andere spannende Produkte an Bord, die einen Blick wert sind. Allen voran sind das ein sicherer Mail-Provider (Proton Mail) als Alternative zu Gmail und Co., ein VPN-Service (Proton VPN) für sicheres und anonymes Surfen und ein Passwortmanager (Proton Pass) für die sichere Verwaltung von Zugängen und Passwörtern, inklusive Identitätsschutz. Der Weg ist klar: Proton hat einen absoluten Fokus auf Themen wie Sicherheit, Datenschutz und Privatsphäre und liefert dafür eine komplette Cloud-Suite. Und das Beste: ab dem Tarif “Proton Unlimited” sind alle diese “Add-ons” kostenlos mit dabei, was für ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sorgt.

Kritik üben bestehende User dagegen an der Performance. So soll die Synchronisation der Cloud spürbar länger dauern, als bei vielen Wettbewerbern. Dazu kommen Komfortgrenzen, z.B. im Videostreaming. Videodateien lassen sich nur bis maximal 100 MB in Proton Drive streamen. Alles darüber lässt sich zwar in der Cloud ablegen, aber nicht wiedergeben. Proton konzentriert sich darauf, eine sichere und datenschutzkonforme Cloud-Umgebung zu sein – dabei bleiben manche Komfortfeatures, wie man sie von Google Drive und Co. gewöhnt ist, auf der Strecke.

Reden wir über den Preis: 5 GB gibt es wie erwähnt kostenlos; 200 GB kosten rund 4 € pro Monat, 500 GB (inklusive Mail, VPN und Passwortmanager) rund 10 €. Dazu gibt es attraktive Pakete für geteilten Speicherplatz zu zweit (Proton Duo ab 15 €/Monat) und für Familien (Proton Family, bis zu 6 Personen ab 24 €/Monat). Im direkten Vergleich liegt Proton damit im unteren Mittelfeld und ruft in vielen Fällen ähnlich niedrige Preise auf, wie Google Drive. Nur der Business-Tarif erscheint mit 9,99 €/User/Monat recht teuer, wenn man die enthaltenen Funktionen bedenkt.

Für den professionellen Einsatz würde ich Proton Drive allerdings ohnehin nicht empfehlen; eher für datenschutzbewusste Privatnutzer:innen, die nach mehr Sicherheit im Netz suchen und ihre persönlichen Daten keinem Mega-Konzern anbieten wollen. Unterm Strich ist Proton Drive eine starke Wahl, wenn Datenschutz zu vernünftigen Preisen dein Hauptkriterium ist – und du akzeptierst, dass Komfort und Office-Power nicht auf Google-Niveau liegen.