Lektionen & Lernmethode
Um dir deine Lernsprache näherzubringen, setzt Ling auf eine Kombination aus verschiedenen Lernmethoden und “Skills”. In den kurzen interaktiven Lektionen lernst du neue Wörter durch Lesen, Hören und Sehen.
Neue Wörter bringt Ling dir mithilfe knuffiger, comichafter Illustrationen bei. Die wirken sehr kindlich und verspielt. Mir waren die bunten Figuren teilweise etwas zu bunt. Bei mir hat Ling damit teilweise einen kleinen Zuckerschock ausgelöst.
In den Lektionen musst auch selbst aktiv werden. Neben der Zuordnung von Wörtern zu den passenden Bildern gibt es Einsetzübungen, Lückentexte und weitere spielerische Übungen:
Mir gefällt dabei vor allem die starke Gamification. Die spielerischen Elemente halten die Motivation hoch. So erhältst du zum Beispiel nach Abschluss einer Lektion eine Münze. Diese kannst du wiederum in den kommenden Lektionen für Hinweise und Tipps ausgeben, wenn du an einer Stelle nicht weiterkommst.
Die Hinweise sind vor allem für Anfänger:innen eine gute Sache! Frust durch falsche Antworten wird so vermieden. Gleichzeitig hast du das Gefühl, dass die erspielte Währung einen tatsächlichen Wert hat. Toll gemacht!
Neben Münzen sammelst du auch sogenannte “Bananenpunkte”. Damit steigst du in der internen Rangliste und misst dich mit anderen Lerner:innen. Auch das kann motivierend sein und zum täglichen Lernen anregen.
Neue Vokabeln bringt Ling dir immer nach dem gleichen Muster bei: Zuerst wird sie in ihrer Grundform vorgelesen (Ling ist vollständig von Muttersprachler:innen vertont). Dazu gibt es wie erwähnt ein Bild zur Erklärung. Im zweiten Schritt werden z.B. Verben noch in einer bestimmten Form konjugiert. Aus “to watch a movie” (einen Film ansehen) wird z.B. “you watch a movie” (du siehst dir einen Film an).
Das finde ich eine tolle Sache, die bei anderen Sprachapps oft zu kurz kommt. So bekommst du direkt auch ein Gefühl für die Grammatik. Und das ganz ohne dröge Flexionstabellen.
Am Ende jeder Lektion folgt dann ein fiktives Gespräch mit dem Ling-Chatbot. Hier musst du die gelernten Vokabeln im Kontext verwenden.
Cool: Dafür kannst du sowohl die Tastatur, als auch das Mikrofon benutzen. Ling ist nämlich mit rudimentärer Spracherkennung ausgestattet. So übst du direkt auch die richtige Aussprache.
Insgesamt gefallen mir die Lektionen bei Ling schon sehr gut. Ich finde sie aber auch ein wenig oberflächlich. Abgesehen von den kurzen Grammatik-Erläuterungen von Zeit zu Zeit lernst du kaum theoretische Grundlagen. So lernst du im Grunde, wie du einzelne Wörter konjugierst oder in verschiedene Zeiten setzt. Aber nicht, welche Regeln dahinter stecken.
Mit nur 10 Minuten Lernzeit am Tag wirst du wahrscheinlich auch kein Profi in deiner gewählten Sprache. Aber das liegt natürlich auch an deiner eigenen Motivation. Ling legt großen Wert darauf, dir die Zügel für und die Verantwortung für deinen Sprachkurs in die Hand zu geben.
Das bedeutet viel Freiheit beim Lernen. Gleichzeitig “verpflichtet” sich Ling dadurch auch zu nichts. So gibt es keine regelmäßigen Tests, die dir ein gewisses Niveau bescheinigen würden. Auch Zertifikate vergibt Ling nicht. So ist es schwierig einzuschätzen, wo du dich gerade auf deiner Lernreise befindest – oder wie weit du mit Ling überhaupt kommen kannst.
Mein Fazit nach dem Test ist, dass du mit Ling einen sehr soliden Grundwortschatz in vielen Sprachen aufbauen kannst. Um die jeweilige Sprache aber auch wirklich zu verstehen, oder gar bis zum muttersprachlichen Level aufzusteigen, dürfte die App zu kurz greifen.