Fake-Profile lohnen sich (leider) – die beliebtesten Scams 2024
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Betrug mit Fake-Accounts:
- den persönlichen: Die Person ist aus deinem Bekanntenkreis – z. B. ein:e Ex-Partner:in – und möchte sich mit einem Fake-Account an dir rächen.
- den unpersönlichen: Hier bist du nur ein zufälliges Opfer. Das Ziel ist es, z. B. an Geld zu kommen – es geht also nicht um dich als Person, sondern um dein Geld.
Gerade Scammer, die es auf Geld abgesehen haben, werden gerne kreativ. Da alte Maschen mit der Zeit bekannter werden, überlegen sie sich ständig etwas Neues, um arglose Tinder-User zu betrügen. Ich zeige dir hier einmal ein paar der aktuell beliebtesten und am meisten verbreiteten Scams auf Tinder:
1. Der Tinder-Trading-Scam
Die Zentralstelle Cybercrime Bayern warnt derzeit vor dem sogenannten “Tinder-Trading-Scam”, auch “Pig Butchering” genannt: Anders als beim Romance-Scam, bei dem Betrüger:innen dir erst eine Liebesbeziehung und dann Geldprobleme vorgaukeln, geht es hier um unseriöse Finanzberatung. So glaubst du, auf Tinder jemanden kennenzulernen, der sich mit Geld auskennt. Und wirst dann dazu überredet, Geld in Aktien oder Kryptowährung zu investieren.
Widerlich: Die Bezeichnung “Pig Butchering” rührt daher, dass bei dieser Masche bewusst Frauen angesprochen werden, die sich bisher gar nicht oder nur wenig mit ihrer Altersvorsorge beschäftigt haben. Ihnen wird systematisch Geld abgeknöpft. Sind die Frauen um ihr gesamtes Erspartes gebracht worden, wird “das Schwein geschlachtet”; also der Kontakt unvermittelt abgebrochen.
Der angezeigte Schaden für diese perfide Methode lag zwischen 2021 und 2023 allein in Bayern bei über 20 Millionen Euro!
So erkennst du Trading Scam: Sobald es mit einem Tinder-Match plötzlich um Geld, Kryptowährungen und Anlagen geht, solltest du hellhörig werden. Ja, viele Menschen interessieren sich für den Aktien-Markt und erzählen ggf. auch von ihren eigenen Anlagen. Wenn dich allerdings jemand indirekt oder direkt dazu überreden will, in irgendetwas zu investieren, solltest du misstrauisch werden!
So schützt du dich: Sprich mit losen Tinder-Bekanntschaften nicht über deine Finanzsituation. Lehne Investitionsangebote konsequent ab. Wechsle das Thema und kommuniziere klar, dass du zum Daten da bist, nicht für Finanztipps. Lässt dein Match nicht locker, melde das Profil und beende das Match. Mach aber vorher am besten Screenshots vom bisherigen Chatverlauf und bring die Person bei der zuständigen Ansprechstelle für Cybercrime in deinem Bundesland zur Anzeige.
2. Romance-Scam
Eine sehr “klassische” Masche auf Tinder ist der Romance-Scam. Dabei lernen Kriminelle ihr Opfer auf Dating-Apps kennen und schreiben oft monatelang, z. B. über den Tinder-Chat, aber auch über andere Messenger. Da sie in der Regel im Ausland sitzen und deshalb nicht greifbar sind, führen sie oft sogar Videotelefonate mit ihren Opfern.
So führen Täter und Opfer oft eine Art “Fernbeziehung”, ohne sich zu treffen. Ist eine Art emotionale Abhängigkeit eingetreten, täuschen die Täter eine finanzielle Notlage vor und bitten um Geld; gerne auch, um z. B. für ein Treffen nach Deutschland zu kommen, um sich “endlich mal kennenlernen zu können”.
So erkennst du Romance Scam: Hüte dich, wenn dein Match zu früh zutraulich wird und dich mit Liebe quasi überschüttet (das sogenannte “Love Bombing”). Sobald es um Geld geht, sollten sowieso alle Alarmglocken schrillen! Und auch Nachrichten wie diese sind ein Warnsignal:
Ich habe einen schweren Autounfall verursacht und muss eine hohe Kaution zahlen, ansonsten muss ich ins Gefängnis!
So schützt du dich: Lass dich nicht auf Tinder-Fernbeziehungen ein, selbst (oder gerade) wenn dein Match dich mit Zuneigung überhäuft. Persönliche Treffen müssen drin sein! Und auch wenn ihr euch außerhalb von Tinder verabredet und getroffen habt, solltest du dich immer weigern, ihm Geld zu geben. Das muss dann akzeptiert werden.
3. “Intimacy Scam”
Beim “Intimacy Scam” wird ein erotischer Videokontakt inszeniert (unabhängig davon, ob es hier um Casual Dating oder ernsthaftes Kennenlernen geht); am Ende geht es auch hier um dein Geld: Die Videoaufnahmen von dir werden mitgeschnitten – und die Täter drohen im Nachhinein mit der Veröffentlichung des Materials, wenn du nicht bereit dazu bist, die Aufnahmen “freizukaufen”.
Dafür ist noch nicht einmal ein Videochat nötig – oftmals wirst du einfach nur gebeten, aufreizende Fotos von dir zu verschicken.
So erkennst du Intimacy Scam: Simpel; wenn jemand dich früh um Nacktfotos, erotische Videos oder sogar nur Sprachnachrichten/Telefonsex bittet.
So schützt du dich: Egal, wie groß die Anziehung an diesem Punkt schon ist: Widerstehe der Versuchung nach Cybersex, bis ihr euch besser kennt und du sicher bist, dass du deinem Match vertrauen kannst. Und wenn du schon mittendrin steckst und mit deinen Aufnahmen erpresst wirst: geh’ auf keinen Fall auf irgendwelche Forderungen ein, sondern wende dich sofort an die Polizei!
4. Sugar-Daddy-Scam
Hierbei schreiben vorgeblich ältere, wohlhabende Männer jüngere Frauen an (aber “Sugar Mommys” gibt es selbstverständlich auch), mit dem Angebot, diese für – auf dem Papier nicht zwingend verwerfliche – Handlungen zu bezahlen; z. B. für gewöhnliche Unterhaltungen und Chats.
Wie es dann weitergeht, ist unterschiedlich: Entweder wollen sie dann doch eine romantische Beziehung, erotische Kontakte oder auch mit Ausreden Geld erpressen.
5. Cybergrooming
Cybergrooming mag vielleicht auf den ersten Blick nicht beim Online-Dating relevant sein; allerdings betrifft die “gezielte Anbahnung sexueller Kontakte” nicht nur Minderjährige, sondern auch junge Erwachsene.
Beim Cybergrooming wird das Opfer zuerst mit Geld oder Geschenken angelockt, damit es intime Bilder von sich verschickt. Mit der Zeit wird das Opfer dann mit den Bildern unter Druck gesetzt. Im schlimmsten Fall soll das Opfer bei einem persönlichen Treffen missbraucht werden.
So erkennst du Cybergrooming: Wenn dein Match unbedingt sofort die Plattform wechseln will, um “privat” zu schreiben, intime Bilder von dir fordert oder dich mit Geschenken und Versprechungen lockt. Da Cybergroomer wissen, dass sie ggf. eine Straftat begehen, verpflichten sie dich zur Verschwiegenheit.
So schützt du dich: siehe “Intimacy Scam”; verschicke – gerade, wenn du noch nicht volljährig bist! – niemals intime Bilder oder Videos an Fremde. Nimm keine Geschenke an, erzähle anderen Menschen von deinem Kontakt und brich diesen bei den geringsten Anzeichen, dass etwas falsch laufen könnte, sofort ab!
6. AI-generated Scams
Eine weitere aktuelle Entwicklung ist der sogenannte KI-generierte Scam, quasi eine Weiterentwicklung des Romance-Scams. Mittels KI werden Fotos und Videos erstellt, die eine reale Person zeigen sollen, die du dann (vorgeblich) kennenlernst.
Dank dieser KI werden sogar Videotelefonate gefaked. Die Vorgehensweise ist jedoch die gleiche wie beim Romance-Scam: Dir wird eine Beziehung bzw. ein “Verliebtsein” vorgegaukelt und am Ende sollst du deiner vermeintlichen Liebschaft Geld überweisen.
Die Scammer-Gruppe “Yahoo Boys” soll so innerhalb von 15 Monaten 8 Millionen US-Dollar von ahnungslosen Singles erpresst haben.
So erkennst du KI-Scams: KI-generierte Bilder, Videos und Sprachaufzeichnungen sind mittlerweile gar nicht mehr so einfach zu erkennen. Trotzdem kannst du auf Anzeichen achten. Sehen die Fotos deines Matches einen Zacken zu perfekt aus? Wirken Videos (vor allem um Personen herum) verwaschen oder hast du ein seltsames Gefühl, wenn du die Gesichtszüge siehst. Klingen Stimmen teilweise ausdruckslos und blechern?
So schützt du dich: Man kann es nicht oft genug sagen: gib fremden Matches niemals Geld; egal, aus welchen Gründen! Um AI-Content zu erkennen, kannst du dich auch im Vorfeld ein wenig mit den Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz vertraut machen – und im Zweifel auf ein reales Treffen an einem öffentlichen und belebten Ort bestehen. Denn ein richtiges Date kann die KI (noch) nicht fingieren. Zum Glück!