Bei MyHeritage habe ich denselben Stammbaum angelegt wie bei Ancestry. Insgesamt fiel es mir hier etwas leichter; vielleicht, weil ich jetzt schon Erfahrung damit hatte? Allerdings hat mir auch die Aufmachung von MyHeritage etwas mehr zugesagt. Mit wenigen Klicks konnte ich meine Verwandten inklusive unserer Beziehung hinzufügen.
Große Probleme sollten aber insgesamt nicht auftauchen. Beim “Matching” (also dem Finden von Verwandten in der Datenbank) geht MyHeritage deutlich offensiver vor:
Verwandtschaftsbeziehung: “Cousine 5. Grades”. Da wird das mit der Überprüfung schon extrem schwierig.
Screenshot: trusted.de
Quelle: myheritage.de
Im Stammbaum direkt werden “Smart Matches” (aus anderen Stammbäumen) als auch “Record Matches” (aus Dokumenten) hervorgehoben. Die Suche ist dabei ziemlich weit gefasst, sodass mir auch viele Personen mit teilweise abweichenden Geburtsorten oder -daten angezeigt wurden. Da ist also viel Kleinarbeit gefragt.
Auf der anderen Seite vermeidest du so natürlich, Verwandte zu übersehen. Gerade Zahlendreher oder Lese- und Tippfehler beim Digitalisieren von jahrhundertealten Dokumenten sind nämlich nie auszuschließen.
Doch was kam beim DNA-Test heraus?
Bei MyHeritage gibt es quasi zwei große “Bereiche”, in die deine Ergebnisse aufgeschlüsselt werden:
Das eine sind die “DNA-Matches”; Personen, mit denen du eine verhältnismäßig hohe DNA-Übereinstimmung hast. Vereinfacht: Personen, mit denen du möglicherweise (weit entfernt) verwandt bist. Diese unterscheidet MyHeritage in “Enge Familie”, “Erweiterte Familie” und “Entfernte Verwandte”.
Enge Familienmitglieder hat MyHeritage (wenig überraschend) keine gefunden – bisher hat niemand aus meinem näheren Verwandtenkreis einen DNA-Test gemacht. Im erweiterten Familienkreis (bei MyHeritage sind das Verwandte 2. bis 4. Grades) wurden dann insgesamt 8 Personen gefunden.
Tausende mögliche Verwandte hat MyHeritage für mich gefunden. Naja, irgendwie sind wir ja alle miteinander verwandt, oder nicht?
Screenshot: trusted.de
Quelle: myheritage.de
Die jüngsten gemeinsamen Vorfahren bei einer Cousine 3. Grades deiner Eltern wären deine “Alteltern” bzw. Ururgroßeltern. Hier sind wir dann aber schon bei einer DNA-Übereinstimmung der entsprechenden Segmente von etwas über 1 % – die Aussagekraft ist also begrenzt.
In meinem Fall hatte ich mit 3 von 8 Matches einen “gemeinsamen Ort der Vorfahren” – irgendjemand in meinem Stammbaum hat demnach in der gleichen Stadt gelebt wie mind. ein Vorfahr dieser Matches.
Natürlich ist das längst kein Beweis für eine Verwandtschaft, aber – abhängig davon, ob der gemeinsame Ort eine Großstadt oder ein kleines Dorf war – schon ein kleiner Hinweis.
Unsere Vorfahren haben am selben Ort gelebt. Kein Beweis für eine Verwandtschaft, aber wenn z. B. ein gleicher Nachname im Stammbaum auftaucht, ist das zumindest ein guter Hinweis.
Screenshot: trusted.de
Quelle: myheritage.de
Als “entfernte Verwandte” hat MyHeritage in meinem Falle über 9.000 Personen angezeigt. Dies sind mindestens Cousins bzw. Cousinen 3. Grades, oder natürlich noch viel weiter. Um dort brauchbare Ergebnisse zu erhalten, ist also eine tiefere Recherche notwendig.
Besonders spannend: Bei Ancestry hatte ich dir erzählt, dass man dort vermutlich eine entfernte Verwandte gefunden hat. Auch MyHeritage hat mir diese Person als Verwandte ausgegeben! Die Infos waren hier aber ein wenig spärlicher als bei Ancestry. Immerhin konnte ich der Datenbank aber entlocken, dass unsere Vorfahren tatsächlich im gleichen Ort in Nordrhein-Westfalen gelebt haben.
Auch mit MyHeritage hätte ich also eine Möglichkeit gefunden, einen potenziell lange verschollenen Familienzweig in den USA zu kontaktieren. Krass!
Unsere Vorfahren tragen denselben Nachnamen und sie stammen aus demselben 800-Seelen-Dorf. Trotzdem “versteckt” MyHeritage das Match inmitten hunderter anderer.
Screenshot: trusted.de
Quelle: myheritage.de
Der zweite große Bereich, mit dem MyHeritage die Herkunft bestimmen will, ist die sogenannte Ethnizitätsschätzung. Da geht es also nicht um einzelne Personen, sondern es sollen Wanderungsbewegungen von Bevölkerungsgruppen nachgezeichnet werden.
Hier wurde es bei MyHeritage ein bisschen wild und ich musste meine bis dahin positiven Eindrücke ein bisschen relativieren. Denn laut der “Schätzung” wäre ich zu knapp einem Drittel Engländer und zu je einem Viertel Ire/Schotte/Waliser und Skandinavier. Der Rest meiner DNA solle von “Balkanbewohnern” stammen; wobei meine genetische Gruppe trotzdem die deutsche sei.
Leider habe ich keine (bekannten) Vorfahren in diesen Regionen; ganz anders als in den Regionen, die Ancestry mir ausgespuckt hat. Die Ergebnisse des Testsiegers waren also definitiv besser nachvollziehbar. Wie MyHeritage auf genau diese Regionen kommt, ist übrigens auch schleierhaft. Denn erklärt werden die Ergebnisse in keinster Weise. Schade!
Meine direkten Vorfahren kommen alle aus Deutschland, trotzdem habe ich laut MyHeritage eine Britisch-Skandinavisch-Balkan-Ethnizität. Merkwürdig.
Screenshot: trusted.de
Quelle: myheritage.de
Meine Vermutung: MyHeritage hat vermutlich die historischen Daten (die z. B. auch FamilyTreeDNA verwendet) benutzt und in die heutige Zeit übertragen.
Das mag dann zwar für eine gewisse Wahrscheinlichkeit sorgen, war in meinem Fall aber nicht zutreffend.