Bereits bei der Anmeldung in der App fiel mir direkt auf, wie gründlich Simply Piano zu Werke geht oder zu gehen scheint. Durch diverse Fragen versucht sie, ein möglichst individuelles Lernerlebnis zu generieren. So genau wollte keine andere App von mir wissen, wie und wo ich mein Vorwissen erlangt habe oder welche meine musikalischen Vorlieben sind.
Die App wollte außerdem wissen, was ich mit ihr erreichen wollte – also auf welches Ziel ich hinarbeiten wollte. Hier konnte ich unter anderem angeben, dass ich beidhändig fit werden und ausgewählte Lieder spielen wollte.
Am Anfang fragt Simply Piano deine Ziele und dein Skill-Level ab. Ob das Auswirkungen auf die Lernerfahrung hat?
Screenshot: trusted.de
Quelle: join-piano.hellosimply.com
Bis hierhin fand ich die App schon einmal spannend! Dann folgte recht schnell eine kleine Ernüchterung.
Da ich ja (theoretisch) schon Klavier spielen kann und durch die Tests mit den anderen Apps wieder ein bisschen fitter war, wollte ich bei Simply Piano direkt in meine ersten Songs starten. Aber das war leichter gesagt, als getan. Einfach drauflos spielen ist bei Simply Piano nämlich nicht; stattdessen musst du erst eine gewisse Anzahl an Übungen absolvieren, bevor sich die Song-Bibliothek für dich öffnet.
Zwar kommen nach jeder Lerneinheit ein paar Songs auf deinem aktuellen Schwierigkeitsgrad dazu. Die komplette Bibliothek darfst du aber erst nach etlichen Stunden (!) fleißigen Übens durchsuchen. Das ist für Fortgeschrittene, die sich verbessern und/oder neue Songs lernen wollen, natürlich umständlich.
Die Musikbibliothek von Simply Piano wächst stetig. Je mehr Übungen du absolvierst, desto mehr Lieder kommen dazu.
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Also mal im Ernst; warum arbeite ich mich denn durch den anfänglichen Fragebogen, wenn Simply Piano es dann doch besser weiß? Ich hatte doch gesagt, ich will Songs lernen!
Aber gut; da ich meinen ursprünglichen Plan also nicht durchziehen konnte, habe ich mit den Übungen aus dem Kurs “Grundlagen II” begonnen.
Was mir an Simply Piano gefällt, ist die Einheitlichkeit. Die Kurse folgen immer dem gleichen Muster, haben aber verschiedene Schwerpunkte und sind unterschiedlich umfangreich. Willst du ein neues Kapitel starten, musst du immer erst das vorherige Teilkapitel abgeschlossen haben. So will die App sicherstellen, dass du das Gelernte festigst und möglichst viel lernst.
In “Grundlagen II” erweiterst du z.B. die Bandbreite deiner Noten bis zu einer vollen Oktave und optimierst deine Spieltechnik. Zur Einstimmung bietet dir Simply Piano verschiedene Erklärvideos mit vielen Tipps zu Fingerhaltung und Notenlesen. Auch gibt es spezielle Übungen für die Koordination beider Hände.
Beim Lernen setzt Simply Piano auf eine Kombination aus Video-Tutorials, Übungen und Herausforderungen. Im Grunde spielst du dabei ständig Noten auf dem Bildschirm nach; erst in deinem ganz eigenen Tempo, dann im Originaltempo des Stücks.
Am Ende folgt dann noch eine “Flashkarten-Übung”. Das kannst du dir als kleine Karteikarten wie beim Vokabeln lernen vorstellen. Nur dass du hier keine Wörter übersetzt, sondern eben die richtigen Töne ohne Hilfestellung spielst.
Hier ein kleiner Einblick in die Übungen bei Simply Piano. Hier musst du z.B. die angezeigten Töne frei nachspielen.
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Hast du durch die Übungen genügend Punkte erspielt, folgt die nächste Lerneinheit.
Ich mag den Aufbau des Ganzen rückwirkend betrachtet ziemlich gerne; vor allem später, wenn sich der Lernpfad öffnet und dir mehr Entscheidungsmöglichkeiten bietet. Dann hast du zum Beispiel auch die Freiheit, dich in eine bestimmte Musikrichtung weiterzuentwickeln, zum Beispiel Klassik oder Jazz.
Die Lernreise in Simply Piano führt dich über verschiedene Pfade und Schwierigkeitsgrade
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Das Ganze wirkt zwar auf den ersten Blick etwas unorganisiert; wenn dir eine gewisse Freiheit beim Lernen wichtig ist oder du je nach Lust und Laune etwas spielen willst, ist Simply Piano aber gut geeignet. Zumindest, sobald du dich zu diesem Punkt durchgekämpft hast.
Anders als Yousicianbringt dir die App die Noten auch von Anfang an als Noten bei. Nicht als farbige Balken. Das finde ich persönlich sinnvoller, weil du es dann gleich von Anfang an richtig lernst. Aber klar; für absolute Einsteiger:innen kann das Notenlesen am Anfang ein Hemmnis sein.
Die App erkennt meine gespielten Töne und korrigiert mich, wenn ich falsch spiele
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Genau wie Yousician bietet aber auch Simply Piano nützliche Hilfsmittel, die dich beim Spielen unterstützen, wie eine Wiederholungsfunktion, ein Metronom oder den “Wartemodus”, in dem der Song erst weitergeht, wenn du die richtige Note getroffen hast.
Auffällig: Im Gegensatz zu Apps wie Flowkey ist Simply Piano ziemlich streng, was den Takt angeht. In den Übungen hast du nur wenig Spielraum für Fehler und wenn du eine Note nicht im exakten Takt triffst, gibt es keine Punkte. Das könnte für Einsteiger:innen zu strikt sein; dafür lernen sie aber auch korrektes Zählen und Anschlagen.
Simply Piano schult gezielt deine Handkoordination und das beidhändige Spielen
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Nachdem ich dann (endlich!) die vollständige Musikbibliothek freigespielt hatte, konnte ich mich an meinen Song setzen. “Let it go” klingt (ohne Gesang) ein wenig ungewohnt; aber nachdem ich eine Weile darauf herumgeklimpert hatte, war schon gut erkennbar, um welchen Song es sich handelt. Nach ein paar Stunden des Übens mit Simply Piano klappte der Song dann schon wie am Schnürchen.
Da Simply Piano auch innerhalb der Songs stets didaktisch bleibt, sind die Lieder noch einmal in verschiedene Teile gesplittet. Strophe, Pre-Refrain, Refrain 1 und 2, etc. Sinnvoll, um neue Songs Stück für Stück zu trainieren; du kannst dich aber natürlich auch direkt an den vollständigen Song wagen!
Auch wenn ich nicht alle vorherigen Level abgeschlossen hatte, so konnte ich den Disney-Song passabel spielen
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