Berlin, Stadt der Gründer: Die Hauptstadt ist für Gewerbeanmeldungen am attraktivsten
Die Kosten für eine Gewerbegründung sind in Deutschland von Bundesland zu Bundesland und von Stadt zu Stadt verschieden. Das liegt vor allem an den unterschiedlichen Anmeldekosten, die Gründer beim jeweiligen Gewerbeamt zu entrichten haben, sowie an den Gewerbesteuerhebesätzen, die von den Gemeinden festgelegt werden. Es stellt sich die Frage, wo das Gründen in Deutschland am günstigsten, wo am teuersten ist. trusted hat nachgeforscht:
Anmeldekosten Gewerbeamt und Gewerbesteuerhebesatz je Stadt
Stadt | Gewerbeanmeldung Kosten min in € | Gewerbeanmeldung Kosten max in € | Gewerbesteuerhebesatz in % |
---|---|---|---|
Leipzig* | 10 | 65 | 460 |
Berlin** | 15 | 31 | 410 |
Hamburg | 20 | 20 | 470 |
Köln | 20 | 20 | 475 |
Düsseldorf | 20 | 20 | 440 |
Essen | 20 | 20 | 480 |
Duisburg | 20 | 20 | 520 |
Bochum | 20 | 20 | 495 |
Wuppertal | 20 | 20 | 490 |
Bielefeld | 20 | 20 | 480 |
Bonn | 20 | 20 | 490 |
Münster | 20 | 20 | 460 |
Dortmund*** | 23 | 31 | 485 |
Frankfurt a. Main**** | 25,5 | 25,5 | 460 |
Dresden*** | 30 | 40 | 450 |
Bremen | 32 | 32 | 460 |
Hannover*** | 33 | 33 | 480 |
Nürnberg*** | 45 | 50 | 447 |
München*** | 47 | 50 | 490 |
Stuttgart | 52,5 | 52,5 | 420 |
Durchschnitt | 28,55 | 29,70 | 468,1 |
Stand: April 2018; Quelle: Gewerbeämter der Städte
* “richtet sich nach dem Umfang der Gewerbeanzeige”; Gewerbeamt Leipzig
** 15,00 € (online), 26,00 € (vor Ort; Personengesellschaft), 31,00 € (vor Ort, Kapitalgesellschaft)
*** abhängig von der Gesellschaftsform; Personengesellschaft/Kapitalgesellschaft
**** zzgl. 7,50 € für die Empfangsbestätigung
Der Gewerbesteuerhebesatz
Der sogenannte Gewerbesteuerhebesatz dient zur Berechnung der Gewerbesteuerlast. Er wird jedes Jahr im kommunalen Haushalt festgelegt und daher von jeder Gemeinde selbst bestimmt. Zur Berechnung der Steuerlast wird der Hebesatz mit dem Steuermessbetrag multipliziert. Interessant: Um Steueroasen für Gewerbetreibende zu vermeiden, darf seit 2004 keine Gemeinde einen Hebesatz unter 200% ansetzen.
Es zeigt sich: Die günstigsten Städte für Gründer sind Leipzig und Berlin, wobei in Leipzig die Kosten für die Anmeldung zwischen 10 und 65 Euro liegen, je nach “Umfang der Gewerbeanzeige”, wie das Gewerbeamt mitteilt. Somit ist Leipzig sowohl die günstigste, als auch die teuerste Stadt im Vergleich. In Berlin dagegen gilt ein Fixpreis von 15 Euro für die komfortable Online-Anmeldung. Damit liegt die Hauptstadt fast 50 Prozent unter dem deutschlandweiten Durchschnitt. Auch der Gewerbesteuerhebesatz ist hier wesentlich kleiner, als im Rest der Republik.
Aber auch andere deutsche Städter sind gründerfreundlich: Mit je 20 Euro sind auch Hamburg, Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum, Wuppertal, Bielefeld, Bonn und Münster nicht allzu teuer. Verlierer des Vergleichs - zumindest aus Gründersicht - ist Duisburg. Nicht aufgrund der hohen Anmeldekosten, sondern aufgrund des Spitzengewerbesteuerhebesatzes von 520 Prozent.
Bequeme Online-Anmeldung nur in wenigen Städten
Besonders komfortabel ist die Online-Anmeldung, die einige Städte anbieten. Hier entfällt der Gang zum Gewerbeamt komplett und teilweise ist die Online-Anmeldung sogar günstiger, als die Gründung vor Ort. So etwa in Berlin: Melden Sie online an, bezahlen Sie nur 15 Euro Gebühren - vor Ort dagegen bis zu 31 Euro. Weitere Städte mit Online-Anmeldung sind Hamburg, Frankfurt a. Main, Essen, Bremen, Dresden und Wuppertal. Das Gewerbeamt von letzterer bietet die Anmeldung per Email an.
Neugründungen insgesamt rückläufig
Vor allem Berlin und Hamburg scheinen von den niedrigen Kosten zu profitieren. Obwohl in Deutschland insgesamt rückläufig, stieg die Zahl der Neugründungen in beiden Städten im Jahr 2017 an. An Berlin dürfte aus Kostensicht vor allem der niedrige GewSt-Hebesatz für Gründer attraktiv wirken, denn: Je kleiner der Satz, umso niedriger die jährliche Gewerbesteuer.
Gewerbeanmeldungen 2016/2017 je Stadt (Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern)
Stadt | Gewerbeanmeldungen 2016* | Gewerbeanmeldungen 2017* | Einwohner (Stand: 31.12.2016) |
---|---|---|---|
Berlin | 42.443 | 44.839 | 3.574.830 |
Hamburg | 19.798 | 20.105 | 1.810.438 |
München | 17.699 | n.a. | 1.464.301 |
Köln | 11.835 | n.a. | 1.075.935 |
Frankfurt a. Main | 8.308 | n.a. | 736.414 |
Stuttgart | 5.313 | n.a. | 628.032 |
Düsseldorf | 7.389 | n.a. | 613.230 |
Dortmund | 4.060 | n.a. | 585.813 |
Essen | 5.532 | 5.446 | 583.084 |
Leipzig | 5.762 | 5.409 | 571.088 |
Bremen | 4.441 | 4.318 | 565.719 |
Dresden | 4.643 | 4.268 | 547.172 |
Hannover | 4.221 | n.a. | 532.864 |
Nürnberg | 4.665 | n.a. | 511.628 |
Deutschland | 685.373 | 676.977 | 82,52 Mio |
Stand: April 2018; Quelle: Verschiedene statistische Dienste der Städte
* ohne Automatenaufsteller und Reisegewerbe
Auf Bundesländer-Ebene können - außer Berlin und Hamburg - nur Sachsen-Anhalt und Thüringen ein leichtes Plus für sich verbuchen. In allen anderen Ländern ging die Zahl der Neugründungen im vergangenen Jahr zurück.
Gewerbeanmeldungen je Bundesland
Bundesland | Gewerbeanmeldungen 2016 | Gewerbeanmeldungen 2017 |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 88.461 | 86.322 |
Bayern | 115.825 | 115.187 |
Berlin | 42.443 | 44.839 |
Brandenburg | 17.080 | 17.049 |
Bremen | 4.441 | 4.318 |
Hamburg | 19.798 | 20.105 |
Hessen | 61.890 | 60.253 |
Mecklenburg-Vorpommern | 10.152 | 9.700 |
Niedersachsen | 57.247 | 57.968 |
Nordrhein-Westfalen | 150.862 | 147.911 |
Rheinland-Pfalz | 33.124 | 31.658 |
Saarland | 6.721 | 6.531 |
Sachsen | 28.177 | 27.095 |
Sachsen-Anhalt | 11.562 | 11.268 |
Schleswig-Holstein | 25.683 | 25.561 |
Thüringen | 12.154 | 11.212 |
Stand: April 2018; Quelle: destatis
Die Rückläufigkeit der Neugründungen betrifft vor allem klassische Wirtschaftszweige. So mussten beispielsweise das Baugewerbe mit rund 4.000, Wirtschaftliche Dienstleistungen mit rund 3.000 sowie Freiberufler mit rund 2.000 Gründungen pro Jahr die meisten Einbußen hinnehmen. Das Grundstücks- und Wohnungswesen dagegen konnte um 500 Neugründungen aufstocken.
Gewerbeanmeldungen nach Wirtschaftszweigen
Wirtschaftszweig | Gewerbeanmeldungen 2016 | Gewerbeanmeldungen 2017 |
---|---|---|
Baugewerbe | 88.714 | 84.946 |
Handel; KFZ-Instandhaltung | 153.504 | 152.448 |
Gastronomie | 52.617 | 51.587 |
Immobilienmarkt | 18.118 | 18.602 |
Freiberufliche Tätigkeit | 73.642 | 71.729 |
Wirtschaftliche Dienstleistungen | 82.604 | 79.054 |
Sonstige Dienstleistungen | 65.179 | 64.528 |
Übrige Wirtschaftszweige | 150.995 | 153.083 |
Stand: April 2018; Quelle: destatis
Ausschlaggebend für die rückläufigen Gründungszahlen dürfte, so eine Untersuchung der Kfw Bankengruppe, die gute Verfassung des deutschen Arbeitsmarktes sein. Der hohe Beschäftigungsgrad sowie die niedrige Erwerbslosenquote halten demnach potentielle Gründer von ihrem Vorhaben ab.
Gründe für’s Gründen
Gründen aus der Not heraus
Von einer sogenannten Notgründung spricht man, wenn die Gewerbeanmeldung in Folge einer Entlassung oder einer längeren fruchtlosen Arbeitssuche geschieht - als eine Art “letzter Ausweg” vor der Langzeitarbeitslosigkeit.
Ein weiterer Trend: Gründer werden immer jünger. Laut einer Erhebung des Deutschen Startup Monitors ging die Zahl der Gründer über 45 von 2016 auf 2017 zurück - um 3,7 Prozent - während die Zahl der Gründer unter 34 beinahe um denselben Prozentsatz anstieg. Die “jungen Wilden” treibt vor allem der Wunsch nach Selbstständigkeit und unternehmerische Freiheit. Eine Erhebung der Uni Trier identifiziert diese beiden Triebfedern mit jeweils über 60 Prozent zu den wichtigsten Gründen für eine Gewerbeanmeldung. Dagegen sinkt die Zahl der Notgründungen erfreulicherweise ab.
Gründungen nach Alter
Alter | Gründungen 2016 in % | Gründungen 2017 in % |
---|---|---|
18 - 24 Jahre | 5,00 | 6,00 |
25 - 34 Jahre | 45,60 | 48,00 |
35 - 44 Jahre | 29,70 | 29,90 |
45 - 54 Jahre | 15,20 | 12,00 |
55+ Jahre | 4,50 | 4,00 |